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ekkart01

Ekkart

aus Berlin (Deutschland)

Einseitig implantiert
Cochlea-Implantatbenutzer
Schleichender Hörverlust
Unternehmensdiplomat

Ekkart aus Berlin, ist Unternehmensdiplomat. Seit Dezember 2016 trägt er auf dem linken Ohr ein Cochlea-Implantat.

Ekkart ist Botschafter weil:

Bei meiner Entscheidung zum CI hat es mir sehr geholfen, mich mit anderen Nutzern auszutauschen. So kann man sich schlau machen, obwohl man das Leben mit CI natürlich selbst erfahren muss. Aber meine Ängste – wie die vor einem Tinnitus oder der Operation selbst – waren im Nachhinein unbegründet. Ich spürte etwa keinerlei Schmerzen im Innenohr, was ich vorher befürchtet hatte. Hätte ich das alles gewusst, hätte ich sicherlich nicht ein ganzes Jahr lang gewartet mit der Behandlung. Anderen Betroffenen möchte ich darum Mut zum Handeln machen: Jeder sollte etwas gegen den Hörverlust unternehmen, solange das Gehirn noch im Hören trainiert ist. Auch die zunehmende soziale Isolation wird so frühzeitig vermieden.

Erfahrungsbericht Ekkart

1. Wann und warum ist dein Hörverlust aufgetreten? Und wie stark ist er?

Meine Hörschwäche ist erst aufgefallen, nachdem ich während des Studiums in Schottland meine Frau kennengelernt habe. Sie ist Französin und mir wurde in den Gesprächen bewusst, dass ich die hohen Zischlaute der französischen Sprache nur schwer verstehen bzw. unterscheiden kann. Bei einer Untersuchung wurde dann deutlich, dass ich auf den hohen Frequenzen schlecht höre. Und doch hat mein Gehirn offenbar all die Jahre eine unglaubliche Kompensationsleistung aufgebracht. Eine Ärztin meinte mal, dass ich eigentlich physisch gar nicht hören dürfte, was ich noch verstehen kann. Graduelle Verschlechterungen fallen erst ab einem bestimmten Grad an Hörverlust auf. Mir ist erst mit etwa 25 Jahren wirklich bewusst geworden, dass hier etwas fehlt.
2. Was dachten du und deine Familie, als ihr realisiert habt, dass du von Hörverlust betroffen bist?

Natürlich ist jeder anfangs irgendwie getroffen. Aber die Freude, mit Im-Ohr-Hörgeräten wieder besser hören zu können, überwog für mich. Schon mit den Hörgeräten habe ich damals endlich wieder Vogelgezwitscher wahrnehmen können. Meine Familie konnte mit all dem sehr gut umgehen, meine Frau kennt mich ja fast von Anfang an so.
3. Wie hast du persönlich den Hörverlust empfunden?

Es war ein Thema, dem ich mich stellen musste, indem ich mir eine Hörhilfe holte. Anfangs, bei den Hörgeräten, war kein wirklicher ästhetischer Unterschied bemerkbar, denn sie waren ja kaum sichtbar. Beruflich war es ebenfalls nie ein Thema, wenn überhaupt, haben meine Gesprächspartner die Hörgeräte eher zufällig entdeckt. Im Gegenteil: da war Erleichterung, die Anstrengung, mühsam alles verstehen zu wollen, fällt ja weg. Das kostet Menschen mit Hörschwäche enorme Kraft. Somit hatte ich das Gefühl, an Lebensqualität dazuzugewinnen.
4. Wann und wie hast du von der Möglichkeit eines Hörimplantats erfahren?

Ich war zu einer genaueren Untersuchung in einem Hörzentrum und bin auf dem linken Ohr bei der Messung unter einen Schwellenwert gefallen. Es war klar, dass mir mein Hörgerät auf diesem Ohr auf Dauer somit nicht mehr helfen kann und nunmehr nur ein Implantat einen besseren Höreindruck verschaffen kann.
5. Wie hast du die Entscheidung zum CI abgewogen?

Das hat bei mir ein Jahr lang gedauert, denn ich hatte ähnliche Sorgen wie viele andere Betroffene: Es handelt sich um eine Operation und ein CI ist eine andere Art des Hörens und auffälliger als mein ehemaliges Hörgerät. Bei mir musste erst der Leidensdruck groß genug werden. Ich merkte schon länger, dass ich erneut die hohen Frequenzen im Französischen auch mit lauterem Hörgerät nicht wirklich erfassen kann, ausgeschlossen war von der Kommunikation. Da beschloss ich: Jetzt springe ich.
6. Wie wurdest du von Ärzten, Freunden oder der Familie unterstützt?

Meine Familie hat mich bei diesem großen Sprung moralisch sehr unterstützt. Es verändert sich für einen ja wirklich Einiges, man muss sich erst an das neue Hören gewöhnen und auch an die Tatsache, dass man nun ein Implantat trägt. Ich selbst bin es möglichst positiv angegangen und habe mir vorgenommen, eine große Bandbreite des Hörens zu erreichen. Dafür war ich bereit, diszipliniert zu trainieren.
7. Wie erging es dir nach der Implantation?

Um zügig voranzukommen ließ ich mir bereits am dritten Tag nach der Operation eine Frühanpassung machen. Zuhause habe ich mich dann aufs Bett gelegt und Info-Radio Berlin-Brandenburg angemacht – als Hörtherapie. Das war schon komisch, denn ich konnte Einiges wahrnehmen und erkennen, aber von richtigem Verstehen ganzer Sätze konnte keine Rede sein. Ich war jedoch recht hartnäckig und habe sehr viel Nachrichten gehört. Das ist eine echte Herausforderung, denn die Sprecher lesen schnell vor und es geht um teilweise komplexe Inhalte. Mit dieser Methode bin ich sehr zufrieden, das hat wunderbar funktioniert. Mit der Zeit wurde ich richtig „hungrig aufs Hören“, habe mich zum Beispiel schon nach einigen Wochen in eine Gruppendiskussion begeben, mit Erfolg!
8. Was hat sich seit deiner Implantation verändert? Was genießt du am meisten am wieder Hören?

Man muss mit CI schon Vieles neu lernen, selbst alltägliche Geräusche sind zuerst nicht mehr erkennbar. Meine Frau hilft mir aber dabei, immer wieder Dinge neu zu entdecken. Wir sitzen zum Beispiel in der Küche, ich höre ein Rauschen und frage sie, was hier solch ein Geräusch macht – ein Wasserkocher? Nein, es war die Geschirrspülmaschine. Solche Kleinigkeiten muss man sich wieder aneignen. Es funktioniert denn das Gehirn lernt sehr schnell dazu.
9. Hat dein Hörverlust und später das Implantat Auswirkungen auf dein Leben oder deine Karriere? Und wenn ja, inwiefern?

Mit CI und Hörgerät komme ich ausgesprochen gut zurecht, die beiden Hörbilder werden vom Gehirn wunderbar abgemischt. Darum verhalte ich mich auch in meinem recht anspruchsvollen Berufsalltag vollkommen normal: Ich nehme an Round-Table-Diskussionen teil, moderiere sogar und fühle mich zum ersten Mal seit meiner Operation wieder vollkommen sicher in der Kommunikation. Einschränkungen gibt es höchstens, wo auch normal Hörende schon mal Schwierigkeiten haben, zum Beispiel bei starken Nebengeräuschen. Auch das Telefonieren hat ein wenig länger gedauert, aber mittlerweile benutze ich mein Smartphone sogar direkt. Auch bei meinen vielen beruflichen Reisen gibt es keine Probleme.
10. Was möchtest du Betroffenen und ihren Angehörigen mit auf den Weg geben?

Nicht zu lange Warten, sobald eine gewisse Schwelle des Hörens unterschritten wird, unbedingt ein CI in Betracht ziehen. Denn je besser das Gehör noch trainiert ist, desto weniger Zeit braucht die Umstellung auf das neue Hören. Angehörige mitzunehmen ist wichtig, damit diese selbst auf die Technik vertrauen. Natürlich muss vor allem auf die Ängste des Betroffenen eingegangen werden. Hier ist der Austausch mit CI-Erfahrenen ein wichtiger Schlüssel. Nicht hilfreich ist, bei allseits eingespielten Mustern zu bleiben und dem schlecht hörenden Partner oder Verwandten zu sehr entgegen zu kommen. Hier hilft nur knallharte Ehrlichkeit. Der Satz: „Ich musste das nun dreimal wiederholen, ist dir das aufgefallen?“ kann schon verhindern, dass die Familie sich die Situation schönredet. Besser ist, die Neugier auf die technischen Möglichkeiten und den Mut zur Veränderung zu stärken.

Ekkart erklärt, wie man ein Cochlea-Implantat trägt.