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Erfolg, den man hört

Es ist nicht nur Talent, das Walter Auer (48) zu einem der besten Flötisten der Welt machte. Mit Endlich Wieder Hören unterhielt sich der Soloflötist der Wiener Philharmoniker über die Zutaten für den Erfolg – egal ob mit Querflöte oder Hörimplantat.

(c) Walter Auer

Übung macht den Meister

Das gilt für Nutzer von Hörimplantaten ebenso wie für den Orchestermusiker. Walter Auer verdankt seine erfolgreiche Karriere der Liebe zur Musik, seinem Durchhaltevermögen und seiner Zielstrebigkeit, gepaart mit zahllosen Stunden des Übens.

„Natürlich braucht es ein gewisses Maß an Talent, aber ebenso an Nervenstärke, Konzentrationsfähigkeit und Flexibilität, um in einem bekannten Orchester zu spielen“, ist Walter Auer überzeugt. „Am Anfang meiner Laufbahn war ich fix und fertig, wenn mir ein Fehler unterlief. Doch man muss sich immer vor Augen halten, dass jeder Mensch Fehler macht.“ Der junge Musiker, als Student Stipendiat bei den Berliner Philharmonikern, ließ sich nicht beirren. Er bewahrte sich seinen Optimismus, akzeptierte, dass seine erfahrenen Musikerkollegen besser waren, arbeitete täglich an sich und übte extrem viel, um an das Niveau des Orchesters anknüpfen zu können.

Hier lassen sich Parallelen für das Hörenlernen mit dem Cochlea-Implantat (CI) ziehen. „Gezieltes Training beschleunigt nachweislich den Hörerfolg“, weiß Audiologin Lisa Niederwanger (https://www.endlich-wieder-hoeren.org/reha/das-cochlea-implant-als-wundermittel/) vom Klinikum Wels-Grieskirchen. Doch ebenso braucht es Geduld, Motivation und Disziplin für diesen Erfolg. 

Kann man Hörtraining mit dem Üben mit einem Musikinstrument vergleichen? In gewisser Hinsicht ja, ist Walter Auer überzeugt. „Immer wieder die Grundlagen wiederholen, nichts als selbstverständlich ansehen und das Üben ernst nehmen“, rät er.  Was für ihn bedeutet, einen perfekten Dreiklang zu gestalten oder besonders schwierige Passagen technisch einwandfrei zu meistern, bedeutet für Menschen mit CI bei Hintergrundlärm zu verstehen, mit unbekannten Personen zu telefonieren oder Musik hören. Nicht alle CI-Nutzer beherrschen solche schwierigeren Hörsituationen automatisch, aber mit gezielten Übungen und passendem Reha-Material können mit der Zeit alle das Optimum aus ihrem neuen Hören herausholen.

Routiniert hören
Und wenn es nicht so läuft, wie man es sich vorstellt? „Jeder Mensch hat Schwächen. Sachlich analysieren, was noch nicht klappt und gezielt daran arbeiten. Und bloß nicht den Mut verlieren!“, empfiehlt der Profimusiker.

Der Erfolg kommt allmählich, beim Musikinstrument wie beim Hören. „Gleich nach der Erstanpassung war ich begeistert, doch nach einigen Wochen und Monaten hatte ich das Gefühl, keine Fortschritte mit dem CI mehr zu machen“, erinnert sich Erna, eine Mittsiebzigerin aus München an ihre Anfangszeit mit dem Hörimplantat. Die Ein-Jahres-Kontrolle mit Sprachtests bewies das Gegenteil. Ernas Sprachverständnis hatte sich auf fast 100% verbessert, sie hatte diesen Fortschritt bloß nicht mehr bemerkt. Hören war für sie wieder Routine geworden. 

Routine ist auch der große Pluspunkt von Walter Auer, der nicht nur seit mittlerweile 17 Jahren bei den Wiener Philharmonikern spielt, sondern auch an der Universität Wien unterrichtet. „Ich sage meinen Studentinnen und Studenten immer, dass sie besser spielen müssen als ich, weil sie jünger sind. Mein Vorteil ist allerdings die Routine, die kann mir keiner nehmen. Selbstverständlich muss ich mich vorbereiten, wenn ich ein neues Stück einstudiere oder eine schwierige Vorstellung spiele. Aber ich muss nicht zusätzlich zu den Proben und Vorstellungen üben.“ 

Nur während des coronabedingten Shutdowns übte Walter auch zuhause, teilweise gemeinsam mit seiner Frau Julia, ebenfalls Flötistin. „Über eine längere Zeitspanne muss ich mich natürlich fit halten und dranbleiben.“ 

Und im Urlaub? „Da spiele ich, wenn es sich ergibt. Im Vordergrund steht dabei die Freude an der Musik, nicht das technische Üben.“

Freude an der Musik

Die Freude an der Musik war es auch, die Endlich Wieder Hören Botschafter Heinz   zum Durchhalten anspornte. Er war froh, sich mit seinem CI wieder unterhalten zu können, doch die geliebte Harmonika klang anfangs schrecklich für ihn. Konsequentes Üben und regelmäßiges Hörtraining brachten ihm allmählich den gewünschten Erfolg. Neben der Harmonika musiziert der Niederösterreicher mittlerweile mit dem Alphorn und singt in geselliger Runde. Auch wenn Heinz nicht, so wie Walter Auer, in den großen Opernhäusern der Welt konzertiert, eines ist den beiden gemeinsam: die Leidenschaft zur Musik. Von einem Alphorn-Kurs berichtet der Hobbymusiker Heinz: „Ich habe eine einzigartige Erfahrung bei diesem Kurs erleben dürfen! Für CI-Träger ist dieses Instrument natürlich DIE Herausforderung!“ Ähnlich klingt das bei dem Berufsmusiker Walter: „Es gibt oft Auftritte und Momente, die mir wahnsinnig gut in Erinnerung bleiben. Dirigenten, Abende, an denen plötzlich etwas ganz Tolles entstanden ist.“ 

Um diesen Zauber der Musik zu genießen, dessen ist sich Auer bewusst, braucht er ein perfektes Gehör. „Exakt und konkret hören ist für mich das wichtigste.“ Das beginnt schon beim Einstudieren für ein neues Stück und findet in den täglichen Vorstellungen seine Fortsetzung – die feinen Details der Musik muss er auf die Hundertstelsekunde genau hören.

Nutzer von Hörimplantaten haben naturgemäß andere Ansprüche. Aber gerade jene, die vor ihrer Ertaubung musiziert hatten, haben den Ansporn, Musik auch mit CI wieder zu genießen. Mit entsprechendem Übungsmaterial, Fleiß und Disziplin ist ihnen dieser Erfolg meistens beschieden. Und dann sagen Musikanten mit Hörimplantat das gleiche wie einer der besten Flötisten der Welt: „Musik macht einfach Spaß!“

Ein ausführliches Interview mit Walter Auer über die Wichtigkeit des Hörens, Gehörschutz im Orchester und Strategien zur Stressbewältigung lesen Sie hier: https://www.explore-life.com/de/articles/mit-leidenschaft-zum-erfolg