Aus Glis (Schweiz)
Sohn beidseitig implantiert
Cochlea-Implantatbenutzer
Ertaubung nach Krankheit
Kind
Erfahrungsbericht Patrik
Patrik ist Botschafter, weil:
„Gehörlosigkeit technisch behandelt werden kann, doch zu wenige über diese Möglichkeit Bescheid wissen. Hörverlust und Cochlea-Implantate sollte man nicht verstecken, sondern darüber aufklären und Missverständnisse aus dem Weg räumen.“
ERFAHRUNGSBERICHT VON SOHN LIAM:
Wie stark ist der Hörverlust Deines Sohnes? Wann und warum ist der Hörverlust aufgetreten?
Als er zwei Jahre alt war, erkrankte Liam an einer Lungenentzündung, die im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden musste. Bis dahin hatte er normal gehört. Als er wieder nach Hause kam, bemerkten wir, dass er anhänglicher war als zuvor. Immer schaute er, ob wir noch da waren. Nach einiger Zeit vermuteten wir, dass Liam schlecht hört. Der Hausarzt überwies uns in die HNO-Klinik.
Wie habt ihr die Diagnose „gehörlos“ als Familie erlebt?
Nach eingehenden Hörtests am Inselspital Bern überbrachte uns der HNO-Arzt Dr. Vischer möglichst schonend die Ergebnisse. Liam zeigte auf keinerlei Geräusche unter 100 Dezibel Reaktionen, er war also völlig gehörlos. Diese Diagnose war für mich und meine Frau, die wieder schwanger war, niederschmetternd. Wir hatten geglaubt, dass Liam schlecht hört, aber nie vermutet, dass er gar nichts hört. Es war so ein Schock, dass bei meiner Frau bald darauf die Wehen einsetzten und Liams Bruder zu früh geboren wurde.
Wie wurdet ihr von Ärzten, Freunden, der Familie unterstützt?
Liams Ertaubung und das Cochlea-Implantat brachten uns näher zusammen. Wir stützten uns gegenseitig. Der Entschluss, Liam implantieren zu lassen, stand für uns schnell fest, da unsere gesamte Familie in der hörenden Welt lebt. Wäre ein CI allerdings medizinisch nicht möglich gewesen, hätten wir selbstverständlich alle die Gebärdensprache gelernt.
Mit der Betreuung im Inselspital waren wir absolut zufrieden. Was die Freunde betrifft, wurde in der schweren Zeit der Diagnose schnell klar, wer sich wirklich für uns interessiert, wer mitleidet und mit uns hofft. Daran erkannten wir die wahren Freunde. Sie verfolgen Liams Fortschritte immer noch.
Wann und wie habt ihr von der Möglichkeit eines Hörimplantats erfahren?
Dr. Vischer klärte uns gleich über die Möglichkeit eines Cochlea-Implantats auf. Wenn der Hörnerv intakt wäre, läge die Chance gut, dass Liam damit wieder hören könnte, meinte er. Das steigerte unsere Zuversicht. Nach den positiven Voruntersuchungen ging alles recht schnell, wir mussten nicht lange auf einen Operationstermin warten.
Wie erging es Liam, wie erging es Ihrer Familie nach der Implantation?
Liam reagierte sofort erfreut auf die Töne, die er bei der Erstanpassung hörte. Die Sprache entwickelte sich bald bei ihm, nach jeder Prozessoranpassung machte er weitere Fortschritte. Wir waren dankbar, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten und beschlossen, Liam am zweiten Ohr auch operieren zu lassen. Mit zwei CIs ging seine Hör- und Sprachentwicklung noch rascher voran.
Wir tun alles dafür, um Liams Hörvermögen zu fördern: Hör-Sprachtherapien, technische Hilfsgeräte und einfache bauliche Adaptierungen in der Wohnung bringen ihm viel.
Wie geht es Liam mit seinen CIs in der Schule?
Liam besucht die örtliche Grundschule und bekam von seinen Lehrerinnen viel Unterstützung. Sie arbeiteten sich gut in das Thema Schwerhörigkeit und Cochlea-Implantate ein und schulen jedes Jahr die Klassenkameraden im Umgang mit den Prozessoren. Liam hat viele Freunde in der Klasse, die sich gegenseitig helfen. Außerdem verwendet Liam in der Schule eine FM-Anlage, damit er nichts Wichtiges verpasst.
Welchen Rat möchtet ihr Eltern in einer ähnlichen Situation geben?
Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus. Reden Sie über die Gehörlosigkeit. Klären Sie Unwissende auf und räumen Sie Missverständnisse aus dem Weg. Davon gibt es noch viele. Doch die Leute, die Bescheid wissen, kommunizieren auch mit Liam besser und haben weniger Berührungsängste.