Bei meinem Mann Martin wurde vor 12 Jahren Hörverlust diagnostiziert. Er war in jungen Jahren viel in der Musikszene unterwegs und deshalb extremer Lautstärke ausgesetzt. Das könnte teilweise die Langzeitschäden an seinem Gehör erklären. Bestätigt wurde das bis jetzt allerdings nicht.
Mein erster Gedanke nach der Diagnose war, dass wir sicher eine medizinische Lösung für Martins Hörverlust finden werden. Am Anfang hat sich mein Mann ziemlich zurückgezogen, da er immer weniger hörte und es ihm schwer fiel, Unterhaltungen zu folgen. Wenn es irgendwie möglich war, hat er Gespräche vermieden. Ich habe Martin dabei geholfen, seine Freunde und Familie einzuweihen, da es ihm nicht leicht viel, das Thema Hörverlust anzusprechen. Wir haben alle gebeten, lauter und deutlicher mit ihm zu sprechen. Die Reaktionen waren zum Glück sehr positiv: Unser privates Umfeld hat großes Verständnis gezeigt und Martin stets unterstützt. Ich habe ihm im Alltag, so gut es ging, geholfen und fungierte oft als Dolmetscherin bzw. Simultanübersetzerin. Häufig wiederholte ich die gesprochenen Sätze für Martin nochmal lauter und deutlicher und antwortete teilweise automatisch für ihn.
Nachdem er sein Gehör komplett verloren hatte, und Hörgeräte auch nicht mehr halfen, entschied er sich für Hörimplantate. Seither hat sich unser Leben um 180 Grad gedreht. Martin kann wieder hören und nimmt aktiv am Leben teil. Er ist beruflich voll einsatzfähig und hat sogar den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Er hört wieder Musik, geht zum Fußball und spielt mit unseren Kindern.
Auch wenn sich unser Alltag jetzt wieder leichter leben lässt, müssen wir in manchen Situationen aufmerksamer sein als andere Eltern. Wenn wir beispielsweise mit den Kindern ins Schwimmbad gehen und mein Mann die Audioprozessoren ablegt, bin ich immer extrem wachsam, falls die Kinder Hilfe brauchen und mein Mann es nicht mitbekommen sollte. Insgesamt haben die Hörimplantate unsere Lebensqualität gesteigert und uns wieder in unser altes Leben zurückgeführt. Trotz der Schwierigkeiten nach der Diagnose – mit den Umständen und Veränderungen zurechtzukommen – hat der Hörverlust unsere Beziehung nicht negativ verändert, sondern eher gestärkt.
In der Öffentlichkeit herrscht leider größtenteils immer noch Unwissenheit rund um das Thema Hörverlust und mögliche Hörlösungen. Damit allen Betroffenen nach der Diagnose geholfen werden kann, wünsche ich mir für die Zukunft kompetente und auf den neuesten Stand der Technik gebrachte Anlaufstellen, speziell für Menschen mit Hörproblemen. Für Betroffene ist es wichtig zu wissen, wo sie Hilfe, Unterstützung und eine gute Beratung bekommen.