Das war das Botschaftertreffen 2019
Anfang August war es wieder soweit: 19 Endlich Wieder Hören Botschafterinnen und Botschafter kamen zum mittlerweile Tradition gewordenen Treffen in München zusammen. Erfahrungen austauschen, Tipps für das Leben mit Cochlea-Implantaten Mittelohr- und Knochenleitungsimplantaten weitergeben, Anekdoten erzählen, Wissenswertes über neue Hörimplantatsysteme und deren Zubehör erfahren, ein Museumsbesuch und ein Video-Workshop – all das brachten die TeilnehmerInnen in rund 24 Stunden unter.
Laute(r) Implantat-Nutzer
Die Wiedersehensfreude unter den BotschafterInnen war groß. Dementsprechend laut ging es dann auch beim ersten Abendessen in einem alteingesessenen München Bräukeller zu. „Vor 12 Jahren, als ich noch keine CIs hatte, hätte ich nie geglaubt, dass ich mich jemals wieder so angeregt unterhalten kann. Und bei diesem Lärmpegel noch dazu! Unglaublich, wie laut wir Gehörlosen sein können“, meinte Botschafterin Elisabeth aus Salzburg lachend.
Als ich noch keine CIs hatte, hätte ich nie geglaubt, dass ich mich jemals wieder so angeregt unterhalten kann. Elisabeth, Salzburg
Die Gesprächsthemen gingen den TeilnehmerInnen nicht aus. Der Bogen spannte sich von den Vorteilen des CI beim Joggen und im Verkehr über die besten Weckmethoden, wenn CI-Träger alleine schlafen bis hin zum idealen Rhythmus des Akku- und Batteriewechsels.
Botschafter Gerhard, der gleichzeitig HörPate ist, begeisterte mit seiner schmucken und kreativen Befestigungsmethode seines Audioprozessors. Horst-Werner, ebenfalls Botschafter und HörPate, der täglich im wahrsten Sinn des Wortes mit dem ersten Hahnenschrei aufsteht, erzählte vom Alltag am heimatlichen Bio-Geflügelhof in Norddeutschland, den er trotz der vielen Arbeit nicht missen möchte. Und Birgit, Projektkoordinatorin im oberösterreichischen Verein Von Ohr zu Ohr, gab Einblicke in die bürokratischen Herausforderungen ihrer Tätigkeit.
Bis in die frühen Morgenstunden plauderten die Botschafterinnen und Botschafter und ihre Begleitung, die aus allen Ecken Deutschlands und Österreichs nach München gereist waren. „Der Austausch mit den anderen Implantatnutzern, die mir mittlerweile ans Herz gewachsen sind, ist großartig“, schwärmte Birgit.
Hören begreifen
Am nächsten Morgen wartete im Deutschen Museum der erste Programmhöhepunkt. Die Hör-Werkstatt macht die Physik hinter dem Wunder Hören erlebbar – auch für Implantat-NutzerInnen. Die Leiterin der Experimentierwerkstatt am Deutschen Museum, Jutta Schlögl, führte in die Ausstellung ein und erkärte den TeilnehmerInnen die Stationen im Detail.
Fasziniert lauschte Silke über Kopfhörer, wie der virtuelle Friseur „ihr“ Haar zuerst links und anschließend rechts schnitt.
Auch Botschafterin und Hörpatin Heike konnte dank ihrer zwei Cochlea-Implantate zielsicher die Richtung der Geräusche lokalisieren, die ihr Experimentierpartner Peter erzeugte.
Heiß ging’s her, mit viel Spaß und Enthusiasmus. „Total cool“, meinte Nicolas, mit 14 Jahren jüngster Botschafter, der gemeinsam mit seinem Bruder die Stationen ausprobierte.
Hören über einen Kleiderhaken mittels Knochenleitung, Hören über ein selbstgebautes Grammophon, Musik in der richtigen Lautstärke wahrnehmen – all das funktionierte auch für die BesucherInnen mit Hörimplantaten. Und machte die physikalischen Vorgänge hinter dem Wunder Hören deutlich erlebbar.
Kamera ab!
Vollbepackt mit neuem Wissen machten sich die BotschafterInnen schließlich auf den Weg in ein uriges Münchner Bräuhaus. Nach dem köstlichen Mittagessen wartete schon die nächste Aufgabe auf sie. In einem Workshop lernten sie zuerst in der Theorie, wie man ein Video dreht und versendet, bevor gleich im Anschluss die praktische Umsetzung folgte. Mit Smartphones und Mini-Selfiestick/Stativ bewaffnet, fanden sich die TeilnehmerInnen in Grüppchen zusammen, um sich gegenseitig bei der Beantwortung häufig gestellter Fragen zu filmen. Nachdem auch die letzten technischen Unklarheiten aus dem Weg geräumt waren, hieß es „Kamera ab!“
Heike erklärte den Unterschied zwischen Hörgerät und Cochlea-Implantat. Max verriet, warum er taub ist und trotzdem hört. Ekkart zeigte, wie er sein CI trägt und stellte klar, dass es nicht angeschraubt ist. Der einseitig ertaubte Richard ließ wissen, wie er die Stromversorgung seines Prozessors handhabt und berichtete von den Vorteilen, mit zwei Ohren zu hören. Auch die angehende Lehrerin Sarah aus Niederösterreich hört nur auf einem Ohr. Sie erzählte, wie ihr Gehirn sich an das Hören mit einem CI und einem gesunden Ohr gewöhnte. Der schwäbische Botschafter Robert sprach über seine beiden Mittelohrimplantate, die für ihn Ohrenersatz sind. Und Gerhard ließ in aller Kürze seine CI-Operation Revue passieren.
Die Frage, die Botschafterin Christiane häufig gestellt bekommt – „Kann man mit einem CI fliegen?“ – beantwortete Horst-Werner schelmisch mit „Nein. Aber hören!“, bevor Christiane lachend klarstellte, dass das Reisen mit CI im Flugzeug problemlos möglich sei.Alle Botschafterinnen und Botschafter waren mit Feuereifer bei der Sache und stehen mit ihren nächsten Kurzfilmen bereits in den Startlöchern, um häufig gestellte Fragen authentisch zu beantworten.
Auf Wiedersehen Endlich Wieder Hören!
Der Video-Workshop als Sahnehäubchen bildete am Nachmittag – gemeinsam mit dem Dessert – dann auch den Abschluss des diesjährigen Endlich Wieder Hören Botschaftertreffens. „Von Herzen ein ganz großes Dankeschön für das so bereichernde Treffen in München, das die Community sehr stärkt“, meinte Ekkart zum Abschluss. Und freut sich, wie die anderen Botschafterinnen und Botschafter, schon jetzt auf ein Endlich Wieder Hören Wiedersehen im nächsten Jahr.