Musik spielt für jeden Menschen eine Rolle, so auch für Menschen mit Hörverlust. Starke Emotionen, schöne Erinnerungen, Gänsehaut, all das kann sie hervorrufen. Musik stellt aber auch hohe Anforderungen an unser Gehör und Gehirn, gerade für Schwerhörige. Es bedarf einiger Übung, Musik mit Hörgeräten oder Hörimplantaten wirklich genießen zu können.
Das Cochlea-Implantat-Zentrum der Uni-Klinik Bochum trug dieser Tatsache Rechnung und lud vor Kurzem zu einem Musik-Workshop für Cochlea-Implantat (CI) Nutzerinnen und Nutzer.
Etwa 30 erwachsene CI-Nutzerinnen und Nutzer waren der Einladung zum Workshop gefolgt. Nach einer kurzen Einführung über die positiven Aspekte von Musik für CI-Träger ging es gleich musikalisch zur Sache.
Singen mit Cochlea-Implantat
Die ausgebildete Musikwissenschaftlerin, -pädagogin und Sängerin Johanna Boyer ertaubte vor 7 Jahren am rechten Ohr. Ein CI ermöglichte es ihr, die Musik dennoch zum Beruf zu machen. Johanna führte durch den ersten Teil des Workshops, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Stimme als Instrument entdecken konnten. Dem professionellen Einsingen folgte eine kurze Stimmbildungseinheit. Punkte wie die richtige Atemtechnik beim Singen, der Stimmsitz und die Aussprache übte Johanna mit den Anwesenden, bevor sie richtig loslegten. „Ich war früher im Chor, ich will endlich mit meinem CI wieder singen“, meinte eine Dame in großer Vorfreude. Dieser Wunsch wurde ihr gewährt. Gemeinsam mit Johanna Boyer erlernten die Männer und Frauen Volkslieder und Kanons in Arrangements, die sich für Cochlea-Implantat-Nutzer gut eignen. „Es war toll, im Chor zu singen, ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis!“, meinte der 70-jährige Kurt begeistert.
Tipps von Musik- und Rehaspezialistin Johanna:
Trainieren Sie das Musikhören nur mit ihrem CI. Streamen Sie die Musik mittels Bluetooth, FM-Anlage, Audiolink, u.ä. direkt in ihren Audioprozessor.
Üben Sie 3-5 Mal pro Woche jeweils ca. 15 Minuten
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Musizieren mit Cochlea-Implantat
Es muss nicht gleich die Violine sein, mit der man das Musizieren mit CI (wieder) beginnt. Für die ersten Versuche reichen Orff-Instrumente, also Klang- und Rhythmusinstrumente, denen man auch ohne viel Üben harmonische Töne entlockt. Das motiviert und macht Lust auf mehr. So empfanden es auch die CI-Trägerinnen und Träger, die am zweiten Teil des Workshops, geleitet von zwei Logopädinnen des CI-Zentrums Bochum, mitmachten. Die Teilnehmerinnen machten Musik mit Xylophonen und Schlaginstrumenten. Es galt dabei, aufeinander zu hören und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. „Ich will wieder Musik hören. Dieser Workshop hat mich ermutigt, mir vielleicht meinen Kindheitstraum zu erfüllen und Klavier zu lernen. Auch wenn ich mit meinem CI und in meinem Alter kein Konzertpianist mehr werde!“, lacht der rüstige Rentner Dirk.
Musikrehabilitation zu Hause für CI-NutzerInnen
So der Titel des des dritten Workshops. Es gibt einige Materialien auf CD, die speziell für Menschen mit Hörbeeinträchtigung entwickelt wurden. Außerdem können mit zahlreichen Apps verschiedene musikalische Teilbereiche gezielt geübt werden: Tonhöhen erkennen und unterscheiden, Texte verstehen (übrigens eine tolle Übung für das Verstehen von Sprache in lauter Umgebung), all das probierten die großteils noch „neuen“ CI-Nutzerinnen und Nutzer vor Ort mit Begeisterung aus. „Diese Art von Musiktraining mit Cochlea-Implantat lässt sich gut in den Alltag integrieren“, stellte eine Teilnehmerin erfreut fest.
Nach einem musikalisch intensiven Vormittag, vielen neuen Eindrücken und der Möglichkeit, produktbezogene Fragen zu stellen, verließen die Teilnehmer den 2. Bochumer Musikworkshop für CI-Träger hochmotiviert und voller Inspiration.
- Auralia Pitch Comparison (Tonhöhenunterscheidung)
- Steve Reich’s Clapping Music (Rhythmus)
- Touch Pianist (Rhythmus)
- Voice Training (Tonhöhenerkennung, singen)
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