Die ersten beiden Lebensjahre sind die wichtigste Phase für den Spracherwerb. Die Fähigkeit des Gehirns, gesprochene Sprache zu entwickeln und zu verstehen nimmt nach dieser Phase bis zum Alter von sieben Jahren kontinuierlich ab. Für Kinder die schwerhörig sind oder ein Cochleaimplantat tragen, ist es essenziell ihr Gehör sowie die Sprache kontinuierlich zu schulen. Das ist beispielsweise möglich, indem Eltern ihren Kindern regelmäßig vorlesen und mit ihnen sprechen. Dabei ist es besonders wichtig, auf deren Anforderungen, mit langsamem und deutlichem Sprechen, einzugehen. Mit folgenden Tipps können Eltern es ihren Kindern erleichtern, das Vorgelesene besser zu verstehen:
Visuelle Unterstützung
Beim Vorlesen sind einige Dinge zu beachten, damit das Kind bestmöglich folgen kann. Es ist hilfreich, das Vorgelesene mit vielen Bildern zu unterstützen. Das Kind muss den Vorleser gut sehen können. Insbesondere das Gesicht und der Mund ist wichtig. Eltern sollten sich Zeit lassen und das Vorgelesene mehrmals wiederholen. Mit zunehmendem Sprachverstehen wird dies immer weniger notwendig.
Mimik hilft, besser zu verstehen
Auch die Mimik spielt beim Vorlesen eine große Rolle, da diese ein Hinweis auf die Betonung ist. Mimik und Betonung können ruhig auch mal stärker als gewohnt eingesetzt werden. Die Vorlesegeschwindigkeit sollte dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Es ist ratsam speziell zu Beginn langsam vorzulesen. Gezielte Dynamik und Spannung können auch durch stärkere Betonung statt höherer Geschwindigkeit verdeutlicht werden.
Anspruch steigern
Es ist ratsam, vor allem am Anfang, sehr kurze Sätze zu wählen. Sobald das Sprachverstehen des Kindes besser wird, sollten Eltern zunehmend längere Sätze vorlesen. Es ist auch möglich Sätze zu vereinfachen oder Worte auszutauschen. Unbekannte Wörter werden dem Kind langsam nahe gebracht und der Sprachmodus immer wieder dem aktuellen Lernstand angepasst.
Grundvoraussetzungen
Störgeräusche, wie zum Beispiel Hintergrundgeräusche, durcheinander sprechen mehrerer Personen oder schlechte Raumakustik sowie visuelle Ablenkungen, wie zum Beispiel spielende Kinder, Spielzeug oder der laufende Fernseher, irritieren das Kind wodurch es dem Vorgelesenen nicht optimal akustisch folgen kann. Auch Dialekte sollten speziell am Anfang vermieden werden. Das Kind muss wach und fit sein, da es mehr Energie in das Hören und Verstehen stecken muss. Außerdem sollte die optimale technische Versorgung ggf. mit Zusatztechnik genutzt werden.
Man kann das Kind beim besseren Sprachverstehen unterstützen, wenn man nach dem Vorlesen über die Geschichte spricht und Fragen dazu stellt. Der Schwierigkeitsgrad sollte auch hier langsam angepasst werden. So können Eltern feststellen, wie viel das Kind tatsächlich verstanden hat und eine Entwicklung erkennen.
Zu guter Letzt – behandeln Sie ihr hörbeeinträchtigtes Kind genauso wie ein guthörendes Kind. Ihr Kind soll nicht das Gefühl haben „anders“ zu sein.